Wir bauen eine Stadt

 

- Eine Projektidee für viele Unterrichtsfächer und Schulformen-

 

Die Idee für dieses Projekt entwickelte sich aus dem Fachzeichenunterricht. Im Lehrplan stand: Abwicklung von Körpern

Die Schüler erhielten die Aufgabe auf einem karierten DIN-A-4 Zeichenkarton die Abwicklung eines Einfamilienhauses in einem angemessenen Maßstab zu zeichnen und zur Kontrolle zu falten und zu verkleben. Das Modell durfte nur aus einem Teil bestehen.

 

Erfahrungen:

 

  • Die Schüler übernahmen gerne diese Aufgabe

  • Es wurden Fragen nach der Tür- und Fensterhöhe gestellt und wie die Länge der Dachschräge ermittelt wird.

  • Manche Schüler malten ihr Haus an

  • Durch das Falten und Verkleben des Modells wurden Fehler sofort erkannt

  • Einige Schüler waren nicht in der Lage diese Aufgabe zu lösen. Sie erhielten in der nächsten Stunde eine Vorlage (siehe unten)

  • Zwei Schüler hatten sehr schnell ihre Aufgabe erledigt und zeichneten zusätzlich die Abwicklungen einer Kirche mit zwei Türmen und ein Eckhaus.

 

Das waren echte Profis

 

 

 

 

Es gab verschiedene Schwierigkeitsgrade:

  • Bau nach Vorlage

  • Eigene Planung auf kariertem oder unliniertem Zeichenkarton

  • Eigene Planung von „schwierigeren Gebäuden“

 

 

 

Übergang in ein Projekt

 

Durch die positiven Erfahrungen angespornt stellte ich die gleiche Aufgabe in einer Berufsvorbereitungsklasse mit so genannten „schwierigen“ Schülern. Zu meinem erstaunen waren die meisten an dieser Aufgabe interessiert und begannen mit der Arbeit. Als die ersten Häuser fertiggestellt waren brachte ich zur nächsten Stunde eine Spanplatte mit, zeichnete eine Straße und einen Bauplatz ein und stellte mein Haus auf dieses Grundstück. Die Schüler schauten interessiert zu und fragten mich ob sie ihre Häuser auch aufkleben dürften. Natürlich durften sie aber nur wenn sie einen Bauplatz kauften. Ich legte den Preis für einen Quadratmeter erschlossenes Bauland in guter Wohnlage auf 100 € fest. 1000 m² kosteten somit 100.000 €. Der Umrechnungskurs betrug 1/100.000 also mussten die Schüler für ein 1000 m² großes Grundstück 1€ an die Stadtkasse zahlen. Das Geld war bestimmt für Kleber, Papier, Farben u.s.w.

 

Ereignisse / Erfahrungen:

 

  • Das Projekt lief über 6 Monate (ca. 2 Stunden pro Woche)

  • Alle Schüler kauften Grundstücke und bauten ihr Haus

  • In den ersten Wochen wurden die Häuser und Grundstücke liebevoll verschönert, einige Schüler brachten Blumen mit

  • Ein Schüler verkaufte sein besonders schönes Anwesen für 500.000 €

  • Ich besaß ein großes Grundstück und stellte ein Auto vor mein Haus. Da die meisten Schüler bei den Grundstückskosten gespart hatten war kein Platz mehr für einen Abstellplatz vorhanden. Das ärgerte viele. Ein Schüler löste dieses Problem kreativ und stellte sein Haus auf Stelzen.

 

 

 

Ein anderer Schüler legte ein 2€ Geldstück auf die Platte und fragte was dieses Grundstück kosten würde. Wir berechneten die Grundstücksgröße und den Kaufpreis. Er zahlte 7 Cent wir waren alle überzeugt, dass er mit diesem Grundstück Nichts anfangen könnte. 

 

 

Am nächsten Tag kam er mit einer Papprolle, klebte diese auf sein Grundstück und setzte oben eine Platte mit Haus und Garten drauf.

Wir waren entsetzt. Unser schönes Dorf wurde verschandelt.

Darf der das denn?

Wir brauchten eine Stadtverwaltung und ein Baurecht.

 

 

 

  • In den nächsten Wochen wurde ein Bürgermeister gewählt eine Schule, ein Rathaus, eine Polizeistation und eine Feuerwehrwache gebaut. Die erste Gemeindeversammlung fand statt.

  • Nachdem die Siedlung gebaut war wurden die Grundstücke verschönert. Immer mehr Autos standen auf den Straßen und wir überlegten was mit den noch freien Flächen geschehen sollten.

  • Es wurde ein Gewerbegebiet und landwirtschaftliche Flächen ausgewiesen.

  • Am Ende des Schuljahres dachten wir über eine Elektrifizierung der Häuser und eine Straßenbeleuchtung nach. Weiterhin gab es Ideen wie wir die Autos auf der Hauptstraße bewegen könnten. Aber da war das Schuljahr schon zu Ende und wir mussten uns von unserem schönen Dorf verabschieden.

 

Rückblick

 

In diesem Projekt hatten die Schüler viele Freiheiten den Verlauf zu beeinflussen da es nur wenige Vorgaben gab. In der ganzen Zeit wurde an dem Modell nichts zerstört, ein Zeichen dafür wie wichtig dieses Projekt für sie war. Durch den Bau des Dorfes änderte sich das Verhalten der Schüler mir gegenüber und aus „schwierigen“ wurden im 2. Halbjahr kreative, interessierte und freundliche Schüler.

 

Auch nach Jahren erinnere ich mich gerne an diese Klasse, die vielen kreativen Ideen und Ereignisse. Ich bin mir sicher, dass die Schüler in diesem Projekt viel gelernt haben.

 

Was genau kann ich aber nicht sagen.

 

 

 

 

Dieses Projekt kann mit verschiedenen Schwerpunkten gefahren werden:

 

  • Technik

Fachzeichnen, Elektrotechnik, Mechanik

 

  • Mathematik

Wer ein Grundstück und ein Haus besitzt muss viel rechnen

z.B. Stromrechnung, Müllabfuhr, Zinsen. Grundrechnungsarten aber auch Dreisatz- und Prozentrechnung werden gebraucht

 

  • Sprache

Amtssprache im Dorf ist.................

Diese Klasse besuchten viele Türkische und Italienische Schüler die kaum Deutsch sprachen. Hier gab es viele Anlässe Deutsch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben.

 

  • Fremdsprache

Bauen Sie ein Dorf in der Nähe von Brighton oder Brest und Ihre Schüler lernen viel über Land und Leute und nebenbei Englisch oder Französisch

 

  • Wirtschaft

Finanzierung, Kreditaufnahme, Nebenkosten beim Hausbau

Sie bauen ein Industriegebiet: Unternehmensgründung, Standortfragen, Finanzierung, Unternehmensformen,

 

  • Politik

Wie funktioniert eine Kommune? Öffentliches Recht

 

  • Geschichte

Bauen Sie mit Ihren Schülern eine Römersiedlung oder ein Gallier-Dorf